Saubersrieth. „Das Handwerk im ländlichen Raum hat Zukunft. Dazu brauchen wir baldmöglichst eine handlungsfähige Regierung, eine die Stabilität wahrt und die Dynamik der Wirtschaft begünstigt“. Davon ist der Präsident der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz, Dr. Georg Haber, überzeugt. Bei ihrer Klausurtagung beschäftigten sich die die CSU-Kreisräte um Vorsitzenden Dr. Stephan Oetzinger mit Ostbayerns „tragender Wirtschaftssäule“.
Über 37.000 Betriebe mit über 200.000 fundiert ausgebildeten Handwerkern und mehr als 15.000 aktiven Lehrlingen, das ist das Handwerk in Niederbayern und der Oberpfalz. Ein Nettoumsatz von 27 Milliarden Euro werde durch diese Betriebe erwirtschaftet. Das sei rund ein Viertel des Gesamtumsatzes des Handwerks in ganz Bayern.
Außerdem erwirtschaften Handwerker bei uns über ein Fünftel der Umsätze der Gesamtwirtschaft, damit liegen wir sehr deutlich über den bayerischen und deutschen Gesamtwerten,
stellte Kammerpräsident Dr. Georg Haber fest. Speziell Ostbayern wurde vom Armenhaus zur jetzigen Vorzeigeregion. „Das Handwerk spielt eine tragende Rolle in der Volkswirtschaft, gerade im ländlichen Raum.“ Dem stimmten auch Fraktionschef Dr. Stephan Oetzinger und Landrat Andreas Meier zu. Die CSU – Räte stellten dabei heraus, dass es ihnen um gleichwertige Lebensverhältnisse zwischen Stadt und Land gehe.
Unnötige Bürokratie vermeiden
„Das Handwerk ist persönlich, die regionale Verwurzelung liegt nicht zuletzt an den besonderen Werten, die das handwerkliche Unternehmen pflegt“, lobte Georg Haber seine Zunft. Aber das Handwerk habe auch mit großen Problemen zu kämpfen. Digitalisierung und Bürokratie waren die ersten Schlagworte in der Debatte. „Wo will man da hin“, klagte Kreisrat und Unternehmer Josef Hierold. Die Politik sei hier gefordert Bürokratie gar nicht erst einzuführen. Dann müsse man sie im Nachhinein nicht mühsam abbauen, regte Haber an.
Fachkräftemangel und Suche nach Betriebsnachfolgern
Fachkräfte- und Azubimangel seien ein Dauerthema. Demographischer Wandel und der Sog der Ballungsräume und die Unkenntnis über den Beruf seien die Ursachen. Es fehlen gut ausgebildete Fachkräfte was sich auch auf die Nachfolgeregelung in den Betrieben auswirke. Rund 11.000 Firmen müssten in den nächsten 10 Jahren in Ostbayern übergeben werden. Edgar Knobloch informierte sich nach der Ausbildung von jungen Flüchtlingen. „Diese alleine könnten nicht den Fachkräftemangel lösen, auch seien sie durch die „3 plus 2 Regelung“ geschützt“, so Haber. Er stellte den Ruf nach einem Fachkräftezuwanderungsgesetzt nach kanadischem Vorbild heraus.
Digitalisierung im Handwerk
Lob hatte Dr. Haber für das durchlässige bayerische duale Bildungssystem parat. Er selbst startete im Lehrberuf als Gürtler (Metallbildner).
Freilich brauchen wir Akademiker, wir brauchen aber auch beruflich Qualifizierte.
Die Gleichwertigkeit akademischer und beruflicher Bildung sei im deutschen Qualifikationsrahmen festgeschrieben aber vielfach nicht in den Köpfen. Kreisrat Dominik Baschnagel mahnte hier die Meisterpflicht und die Gleichschreibung von Akademiker- und Meister-Bafög an. Georg Haber stellte die Aufgaben der Handwerkskammer heraus, die eine optimale und bedarfsgerechte Beratung und Bildung für ihre Mitglieder biete. Digitalisierung sei längst in den umfangreichen Bildungseinrichtungen der Kammer angekommen. „Heute beschäftigen wir uns mit 3D-Laserscans, Building Information Modelling, Smart Home, Building und Living“ nannte Haber Beispiele, der auch auf den Ausbau von Kommunikations- und Mobilfunknetzen drängte.
Text und Bild: Gerald Morgenstern